Brian Curling
Zwischenraum | Ausstellung vom 18. Mai - 3. Juli 2025

Wir laden Sie und Ihre Freunde sehr herzlich ein, die Ausstellung zu besuchen:

  • vor Ort in unseren Galerieräumen

Zur Ausstellung erscheint eine Vorzugsgrafik.

Mit der Ausstellung "Zwischenraum" laden wir sie ein, die faszinierende und feinsinnige Ästhetik der Werke von Brian Curling zu erleben.

Mittels Strukturen, Oberflächen, Formen und Farben lotet der Künstler in seinen subtil gestalteten Arbeiten auf Papier die künstlerischen Gestaltungsmöglichkeiten des Holzschnitts experimentell und in sensibler Weise immer wieder aufs Neue aus. Die Ergebnisse beeindrucken durch Konsequenz und Präzision: Hauchzart schichten sich feine transparente Lagen von Japanpapier, luftig-leicht und mit "Zwischenraum"... Verschiedenfarbig bedruckt erzeugen sie im Über- und Miteinander ein luzides Spiel visueller Eindrücke.
Die zugrundeliegenden Holzdruckstöcke kombiniert der Künstler sowohl im Druckprozess als auch im Nachhinein in verschiedenen Varianten und Reihenfolgen. Als  kompositionell interessant arrangierte Ensembles bilden sie in ihrer Materialität autonome Kunstwerke von eigenständiger Ausstrahlung. Achtsame und akkurate Zeichnungen in farbiger Pastellkreide runden das Gesamtbild dieser besonderen Ausstellung ab.

Seien Sie gespannt! Wir freuen uns auf Ihren Besuch.

Erfahren Sie hier mehr über den Künstler und die Ausstellung ...

Brian Curling ist ein international tätiger Künstler. 1976 in Cadiz, im Bundestaat Kentucky, USA geboren, lebt und arbeitet er mittlerweile seit 15 Jahren in Radebeul und in Dresden. Seine Werke wurden bereits an vielen Orten der Welt ausgestellt, u.a. in Kyoto, Barcelona, Kairo und Alexandria.

Curlings Werk umfasst eine Vielzahl von Drucktechniken, Installationen und Zeichnungen. Seine bevorzugte Technik ist der Farbholzschnitt, dessen künstlerische Gestaltungsmöglichkeiten er in immer neuen Form- und Farbexperimenten weiter auslotet.

Hierbei interessiert sich der Künstler für die Größen von Zeit und Raum, deren Wirksamkeit er in seinen Arbeiten aus verschiedener Perspektive geistig und sinnlich als Strukturen, Rhythmen, Sequenzen in Farbe und Form übersetzt und sichtbar macht. Eine Besonderheit und Charakteristik dieser Arbeiten ist, dass Curling sie in einem aufwendigen Prozess, oft in mehreren, unterschiedlich bedruckten und übereinander gehefteten Papierschichten aufbaut und sie somit im wahrsten Sinne des Wortes „Zwischenraum“ bergen… Sie faszinieren durch ihre Feinheit, ihre Konsequenz und Präzision: Hauchzart und subtil schichten sich transparente Lagen von Japanpapier. Im luftig-leichten Über- und Miteinander erzeugen sie ein luzides Spiel visueller Eindrücke.

Eindrucksvoll lässt sich diese Wirkung etwa an den Farbholzschnitten „Strophen“ zu dem gleichnamigen Gedicht von Joseph Brodsky nachvollziehen.

Außer diesen spannenden Papierarbeiten sind in der Ausstellung auch Holzdruckstöcke zu sehen, die der Künstler sowohl im Druckprozess als auch im Nachhinein in verschiedenen Varianten und Reihenfolgen kombiniert. Als kompositionell interessant arrangierte Ensembles bilden sie in ihrer Materialität autonome Kunstwerke von ganz eigenständiger Ausstrahlung.

In der schwarzweißen Reihe „Pathos“ der Fotolithografien hat Curling wie in einer Art Tagebuch auf seinen Reisen Augenblicke visueller Erlebnisse dokumentiert – reizvolle Lichtsituationen, Oberflächen und Strukturen: kompositionelle Ausschnitte, mit denen er eine Geschichte verbindet.

Die Technik der überlagernden Gestaltung praktiziert der Künstler auch in den farbigen Radierungen der Folge „Strukturen“, indem er mehrere Druckplatten verschiedenfarbig kombiniert.

Curlings Arbeiten haben sich in den letzten Jahren zunehmend von der Nahsicht eines Gegenständlichen entfernt und sich mehr in Richtung einer kompositionellen Abstraktion hin entwickelt, dennoch scheinen immer wieder vereinzelte Reminiszenzen an Naturbeobachtung durch, so etwa in der Reihe der „Horizons“, die in sich auf beeindruckende Weise die Vielfalt wechselnder Lichtreflexe spiegeln. Als achtsame und akkurate Zeichnungen in farbiger Pastellkreide ausgeführt bilden diese Arbeiten einen Höhepunkt dieser besonderen Ausstellung.

Sie sind herzlich eingeladen, die faszinierende und feinsinnige Ästhetik sowie die einzigartige Aura der Werke von Brian Curling zu erleben.

Impressionen von der Vernissage

Sonntag, 18. Mai 2025

Rede von Teresa Ende zur Ausstellungseröffnung am 18. Mai 2025

„Es war einmal ein Lattenzaun,
mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.
Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines Abends plötzlich da –
Und nahm den Zwischenraum heraus
und baute draus ein großes Haus.
Der Zaun indessen stand ganz dumm,
mit Latten ohne was herum.“

Ob wir an Christian Morgensterns grotesken Lattenzaun denken, der dank der Entfernung der Zwischenräume durch einen fehlgeleiteten Architekten zur geschlossenen Wand wird. Oder an den berühmten schwarzen Block in Laurence Sternes Tristram Shandy, wo anstelle des Schwarz und Weiß von Schriftzeichen und Zwischenraum als Symbol der Trauer um die verstorbene Romanfigur Yorick eine vollkommen schwarze Buchseite gedruckt wird. Oder aber, übertragen auf die bildende Kunst, an die Einsicht, dass kein Punkt und keine Linie ohne umgebenden Leerraum oder Zwischenraum zum nächsten Zeichen überhaupt erkennbar wäre.

Für all das – und viel mehr – braucht es den Abstand oder Zwischenraum, also jenes, was nicht da ist, was fehlt oder vielmehr: bewusst frei und offen gelassen wird. Ohne Leerstelle ist keinerlei Sinn- oder Gestaltgebung möglich. Das gilt für die Kunst wie für das Leben insgesamt, doch gerade und ganz ausgesprochen für die hier versammelten Arbeiten von Brian Curling, dessen Ausstellung „Zwischenraum“ wir heute bei art+form eröffnen. In dieser Kunst sind Abstand und Leerraum viel mehr als einfach das ‚Nichts‘, sondern essenziell, hochreflektiert und manchmal sogar das Thema eines ganzen Bildes. Ich möchte Sie dazu einladen, der Bedeutung jenes vielsagenden „Dazwischen“ bei Brian Curling in den kommenden Minuten gemeinsam nachzugehen und nachzudenken über die klugen Bildfindungen, die gestalterisch-technisch höchst ausgefeilte Vorgehensweise, die Materialien und Prämissen des 1976 in Kentucky in den USA geborenen Künstlers, der inzwischen seit Jahren in Dresden lebt und arbeitet, bis 2023 u. a. als Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Fakultät Architektur der Technischen Universität Dresden.

Curling zeigt in dieser Ausstellung insgesamt rund 60 Arbeiten, die aus den letzten fünf Jahren stammen, wobei der Großteil 2024 entstanden ist. Wie Sie sehen, bringt die Auswahl ganz unterschiedliche künstlerische Techniken, Formate und, als Resultat davon, Wirkungsweisen zusammen: Zum einen begegnen Sie sehr großformatigen Kompositionen in Mischtechnik, in Öl und Ölkreide auf Papier, die zum Teil von klaren starken Farbkontrasten bestimmt sind, zum Teil von fein changierenden Farbübergängen. Zum anderen sehen Sie mittel- und kleinformatige Fotolithografien und Farbradierungen sowie Farbholzschnitte, wiederum in kräftigen Farben oder Erkundungen der Übergänge (im Falle der Fotolithos: als Schwarz-Weiß-Kompositionen). Der Form nach sind sie entweder stärker seriell oder aber als Tiefenbohrung oder Überlappung unterschiedlicher Muster und Rasterungen angelegt. Schließlich werden Sie eine dritte Werkgruppe entdecken, bestehend aus Flachreliefs, die
zusammengesetzt sind aus den hölzernen und mit Farbe versehenen Druckstöcken grafischer Arbeiten des Künstlers, sodass Sie aufgefordert sind, sich auf die Suche nach Positiv- und dazu passender Negativform zu begeben.

Wenn Sie ihren Blick über die präsentierten Werke schweifen lassen, erkennen Sie darin vielleicht Pflanzen-, Wuchs- und Wasserstrukturen, möglicherweise erinnern diese Sie an Diagramme wie eine Bevölkerungspyramide oder an Mikroskopbilder, vielleicht an zum Leben erwachte Lochkarten, an Nebelfelder, Schattenspiele oder Himmelsprospekte (wie visà-vis in der Serie Horizon). Gerade in den etwas zurückliegenden Arbeiten des Künstlers sind solche Assoziationen virulent, während die ganz neuen eine noch größere Abstraktion im Sinne einer Verdichtung und Vertiefung kennzeichnet – doch verschwunden sind die genannten Themenfelder, die ja selbst ein ums andere Mal Zwischenzustände benennen, keineswegs. Man kann es vielleicht so formulieren: Brian Curling interessieren weniger die großen Formen als Abbilder von etwas als vielmehr deren einzelne Fragmente und Fasern, die ihnen zugrundeliegenden Strukturen, ihre Oberflächendetails sowie feinste Licht- und Farbübergänge, so als würden wir die Gegenstände aus extremer Nähe, wie von innen heraus (eben mikroskopisch), oder aber aus riesiger Distanz und in zunehmender Unschärfe betrachten und ihnen dabei zusehen, zum Bild zu werden.

Entscheidend für die Wirkung der Druckgrafiken ist dabei, dass Curling auf feinstem durchscheinendem Japanpapier druckt, wobei er bei den Farbholzschnitten pro Blatt nur eine Farbe, von einem Druckstock druckt, und das nicht mit Aquarell-, sondern mit lasierender Ölfarbe. Die einzelnen bedruckten Bögen werden übereinandergelegt und mit Zwirn oben fast unsichtbar zusammengenäht, sodass die darunterliegenden Bildschichten und -strukturen, vergleichbar mit der Lasurtechnik, durchscheinen und zusammen ein Mehrfach-Bild von besonderer Tiefe und Plastizität erzeugen. Wohnt diesem Werkprozess bereits eine bewusste Dehnung der herkömmlichen Vorstellung von Bildhaftigkeit und Zweidimensionalität inne, pointiert sich dieser Ansatz weiter in den zum dreidimensionalen Relief-Bild montierten Druckstöcken. Werkzeug und Zwischenschritt, Bild und Bildträger, Positiv und Negativ, Form und Abdruck – bekannte Kategorien wie diese werden aufgeweicht und das Hybrid zum Bild erklärt.

Zugespitzt kann man sagen, Brian Curling begibt sich ins No-Name-Land, in das Land ohne Kategorisierung zwischen Zwei- und Dreidimensionalität. Aber wie macht er das eigentlich? Ich meine, der Schlüssel liegt im eingangs erwähnten, titelgebenden „Zwischenraum“:
Freiraum und Leerstelle weisen hier den Weg in jenes schwer zu kartierende Grenzgebiet des Bildes zwischen Flächigkeit und Räumlichkeit. Ganz gleich ob Sie die großen flirrenden Ölkreide-Linien-Kompositionen betrachten oder die Farbholzschnitte: Curling versteht die einzelnen Setzungen – seien es Striche, Punkte oder ganz allgemein formuliert: Zeichen – nie als etwas Vereinzeltes, sie sind nie für sich allein gedacht. Nein, jedes Zeichen funktioniert, neben seiner Eigenwertigkeit, immer als Gruppe, als Akkumulation von Strichen, Punkten, Setzungen usw. Nur auf den ersten Blick trennt der Leerraum zwischen den Einzelsetzungen diese gänzlich voneinander – schaut man intensiver, erkennt man in jedem Zeichen einen räumlichen Teil der Arbeit, jedes Zeichen ist zugleich raumnehmend und raumgebend. Jedes steht für sich und doch bilden sie, sowohl wenn man näher herantritt als auch beim Blick aus einiger Entfernung, eine Gruppe von Einzelelementen, die in der Zusammenschau abstrakte Farbfelder und geometrische Formen, Geraden, Kreise und Wirbel, Verläufe oder expressive Gesten bilden. Sie greifen ineinander wie die Bäume eines Waldes, die immer einzelne
Lebewesen bleiben und doch erst zusammen den Organismus Wald – hier den Organismus Bild formen.

Curling betont den Leerraum zwischen den Punkt- und Strichsetzungen als wesentliches Kompositionselement, zur Bildung und Vereinheitlichung von Zeichengruppen und -
Systemen und erhebt damit den leeren Raum zum gleichberechtigten Gestaltungsprinzip. Erst die Leerstellen zwischen den Linien verleihen dem Linienbündel Dichte und schaffen die Allusion von Textur, erst der leere Zwischenraum gibt seinem Pendant, der volumenhaften Positivform, Sichtbarkeit und Gewicht. Nur aus und in Relation zum Nichts erhält eine Schöpfung Gestalt und Bedeutung. Und nur die Leerstelle schafft der Form jenen Mikrokosmos, in dem sie existieren kann. Es ist immer eine Zweiheit, ein rhythmischer Wechsel aus Fülle – Leere, Hell – Dunkel, Licht – Schatten, Vor – Zurück, Innen – Außen.

In dem titelgebenden Farbholzschnitt Zwischenraum von 2025 tritt dieses alles tragende Prinzip in die vorderste gestalterische Ebene. Eingeschnitten in die sichtbar belassene
vibrierende Maserung des Holzes, die in Violett-, Blau- und Apricot-Tönen pulsiert, wird das quadratische Bildfeld von drei blanken Diagonalen in hellem Rosé durchschnitten, jedes Querband unterlegt von einem feinen rotbraunen Schatten. Die Querstreben durchteilen die Bildfläche vollkommen regelhaft und symmetrisch: Die mittlere verläuft auf der Diagonalachse durchs Bildzentrum hindurch, die anderen beiden Diagonalen durchmessen jeweils ein Viertel der quadratischen Komposition, sodass ein Raster von 16 Quadraten entsteht, die aufgrund der Diagonalen z.T. wiederum in Dreiecksformen unterteilt werden. Jede Fläche – ob gemasert oder glatt, ob dunkel oder hell, durchschnitten oder ungeteilt, ist immer beides: Raum und Zwischenraum. Das eine kann nicht ohne das andere sein. Die Leerstelle erst gibt der Form ihre Gestalt, der Abstand dem Ganzen erst Struktur. Curling zeigt uns, dass der Zwischenraum subjektiver Ausdrucks- und Existenzraum zugleich ist, ohne den es kein Bild geben kann.

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