Impressionen von der Vernissage
Sonntag, 5. Februar 2017
Einführung: Josephin Bunde
Musik: Loop Motor
Rede von Josephin Bunde
Generación Neón
Der Titel zeigt den Versuch von Manuel Sanz Mora seiner Generation einen Namen zu geben, die junge Generation, welche in der Kindheit ausschließlich mit Radio und Fernsehen, medialen Zugang hatte und nun den Umbruch zur Dauerpräsenz von Informationen, die globale Vernetzung erleben. Das Werk, welches Sie im Schaufenster sehen können, gab die Inspiration für den Titel. Doch wieso die Farbe Neon? Neon wirkt unnatürlich und scheint an Helligkeit noch das Tageslicht zu überbieten. Desweiteren haben Neonfarben eine warnende Wirkung, erregen gemeinhin Aufmerksamkeit. Darum werden diese Farben in Gefahrenbereichen bevorzugt, oder in der Werbung eingesetzt, um Produkte herauszustellen.
In seiner Malerei geht es genau nicht um die junge Genration als Gefahrenquelle. Es handelt sich um ein Fragezeichen. Vielmehr schwimmen wir im Neon, werden öffentlicher, transparenter. Künstliches Licht durchflutet die Nacht. Die Nacht ist längst keine Pause mehr. Im Neonschein sieht man immer mehr Gesichter vor ihren Displays. So wird Neon zum Symbol für die ständige Verfügbarkeit der Informationen, zur Präsenz von allen Möglichkeiten und ihren Bildern, welche im Handgepäck niemals ruhen. Keine Zeit zum Assortieren. Die Fülle erschlägt einen.
Ein schreiendes Kind fordert unsere Aufmerksamkeit, konkurriert mit der Farbigkeit eines Regenmantels: Wer ist lauter?
Manuel Sanz Mora hat hier für uns eine Auswahl getroffen. Eine intuitive Auswahl, die erst während des Entsstehungsprozesses ihren Zusammenhang zeigte. Den Malereien liegen im Internet gefundene oder von Freunden gefertigte Fotos zugrunde. Sanz Mora macht sie zu seinen Fundstücken. Er liebt es Personen zu malen. Für die etwa daumengroßen Porträts dienten Fotos welche der Künstler selbst gemacht hat. Es sind Menschen aus Dresden, Freunde.
Es wir deutlich: je kleiner die Bilder desto Intimer werden sie. Gehen die großformatigen mehr auf Konfrontation, durch direkten Blick, knalligen Farben, bekommen die kleineren einen warmen, zarten Farbklang; zeigen die Menschen näher, persönlicher; eben da sie der Künstler auch kennt. Die Werke geben Beispiele vom Spektrum zwischen Offenheit und Abschottung einer Generation. Die Beziehung spielt sich zwischen dem Betrachter und demPorträt ab. Eine Gegenüberstellung, spielend mit voyeuristischen Blick, im Falle des uns zugewandten Rückens bis direkter Konfrontation durch Augenkontakt. Die Auszüge und Anschnitte der Porträts kommen mir bekannt vor, sie zeigen die zeitgemäße Art und Weise den Ausschnitt von Fotografien zu wählen, doch verfremdet Manuel Sanz Mora seine gefundenen Motive- eignet sie sich dadurch an. Den Menschen wird das ganze Format zugesprochen. Der Hintergrund ist komprimiert auf eine Farbfläche. Der Überfluss wird reduziert. Die Aufforderung sich zu konzentrieren ist unübersehbar.
Hier gilt es die Porträts von einer Pflanze, der Aloevera, zu erwähnen. Sie bilden wie, alle Porträts, den Gegenentwurf zum Spektakulären, bad news wie Katastrophen, Ausnahmezuständen. Es hilft sich in ruhiger Betrachtung seiner direkten Umgebung zuzuwenden. Den unscheinbaren Dingen Gewicht und den Details Aufmerksamkeit zu schenken.
Gleichzeitig entsteht ein schwer einsehbarer Raum- die Situation auf dem Bild gibt uns keinen Anhaltspunkt zum Porträtierten. Kein Hintergrundwissen. Ähnlich dem Verhalten schnell durch die Nachrichten aus aller Welt zappen ohne sich über Zusammenhänge und Quellen zu informieren. Doch Malerei kann mehr. Der Augenblick ist schon festgehalten, sinnlich erfassbar. Zuerst kann es unangenehm sein die Bilder zu betrachten, so geht es dem Künstler manchmal selbst. Woher kommt das? Die Person auf den Bildern sind nicht aktiv, sie warten, stehen, sitzen, oder sie versuchen ihr Gesicht zur verbergen- zeigen es jedoch gleichzeitig dem Betrachter.
Durch das Entfernen einer vorgegebenen Narration, beginnt augenblicklich die eigene Projektion. In welchen Kontext setzt man die Person? Spürt man Sympathie? Wir setzten Information unserer Umgebung, unserer Gewohnheiten in die Bilder. Dadurch wirkt auf uns die Reduktion weniger irritierend und befremdlich. Eine Erzählung bietet Sicherheit, denn sie hat ein Ziel, sowie ein Ende. Der freigelassene Raum scheint grenzenlos. Äquivalent dazu die scheinbar unendlichen Möglichkeiten der Generation Neon. Doch was ist wenn der Mensch von seinem Wesen her eine gewisse Stabilität braucht, ein intaktes soziales Umfeld? Sind wir gezwungen dieses hinter uns zu lassen, um uns selbst zu finden? Gibt es überhaupt dieses „wir“?
Gleichzeitig spiegelt sich die Ziellosigkeit der Bildinhalte, welche mit der Interpretationfreiheit einhergeht, in der gewollten Ziellosigkeit der gezeigten Generation. Es gibt kein vorgesetztes ehrenvolles Ziel für Alle, keine offiziellen Feindbilder mehr. Doch kein konkretes Ziel zu haben, heißt nicht keinen Weg zu gehen. Es heißt nicht Orientierungslos zu sein. Wir wollen dem Moment eine Chance geben, weniger in der vorstellungsbehafteten Zukunft verweilen. Der Moment ist das einzige worüber sich der Mensch im klaren sein kann. Wo er sein kann.
Die Rede wurde verfasst und gehalten von Josephin Bunde am 05.02.17 zur Eröffnung der Ausstellung von Manuel Sanz Mora.
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