Wir laden Sie und Ihre Freunde sehr herzlich ein,
die Ausstellung zu besuchen:

Zur Ausstellung erscheint eine Vorzugsgrafik in limitierter Auflage.

Michael Hofmann, längst etablierter und erfolgreicher Künstler und durch zahlreiche Ausstellungen, Projekte und Arbeiten in öffentlichem Besitz bekannt, ist seit 1977 kontinuierlich künstlerisch aktiv. Obgleich in Chemnitz geboren, darf man Hofmann doch als Dresdener Künstlerpersönlichkeit von überregionaler Relevanz begreifen, hat er doch bereits seit seiner Studienzeit an der Hochschule für Bildende Kunst in den 60er/70er Jahren hier seinen Lebensmittelpunkt, seit den 90er Jahren in Radebeul.

Hofmanns erzählende Bilder strahlen in ihrem persönlichen und unverwechselbaren Stil von gegeneinandergesetzten Farbflächen und klaren Linien eine lebensbejahende und heitere Grundstimmung aus. In formaler Konsequenz und Konzentration auf das Wesentliche stellen viele seiner Bilder Ansichten der Stadt Dresden sowie Landschaftseindrücke seiner Reisen dar. Oft steht bei ihm auch die Figur im Mittelpunkt, sei es in stilisierter Form nach literarischen Vorbildern, als Allegorie oder Porträt.

Die Ausstellung "Das Lächeln der Landschaft" zeigt neben Farbholzschnitten eine ganze Reihe neuer Ölgemälde des Künstlers, Landschaftsansichten, Stilleben und Interieurs. Seien Sie gespannt auf neue Arbeiten von Michael Hofmann!

Impressionen von der Vernissage

Sonntag, 23. Juli 2023

Dr. Ingrid Koch hält die Laudatio zur Vernissage am 23. Juli 2023
Dr. Ingrid Koch hält die Laudatio zur Vernissage

Rede von Dr. Ingrid Koch zur Ausstellungseröffnung am 23. Juli 2023

 

Meine Damen und Herren,
liebe Freunde,
sehr geehrter Herr Dudek,
lieber Michael Hofmann,

als ich vor einigen Tagen wegen der heutigen Ausstellung mit Michael Hofmann zusammen saß, sprachen wir über dies und das und kamen ins Schwärmen: Es galt einem Film, der uns beiden ausnehmend gut gefallen hat und dessen Bildstimmung fest im Gedächtnis geblieben ist: Die Rede ist von dem französischen Streifen über Auguste Renoir. Auf wunderbare Weise kam hier französisches Savoir vivre zum Ausdruck – besonders in Szenen, wenn der ganze Haushalt des Künstlers mit ihm – und sei es im Rollstuhl - ins sommerliche Gelände seines Anwesens in der Provence zog. Überall leuchteten die leichten weißen Kleider der Mädchen und Frauen, Essen wurde auf Tischtüchern ausgebreitet. Man ließ es sich gut gehen, genoss das Leben. Und Renoir griff natürlich zu Mal- und Zeichengerät.

Es war wohl auch diese Atmosphäre, die seine Gemälde mit prägte. Gleichwohl klammerte der Film weder Krankheit – der Künstler musste in seiner letzten Schaffenszeit die Hände bandagieren und den Pinsel daran befestigen - noch den mörderischen 1. Weltkrieg aus. Und doch blieb vom Film etwas Besonderes in Erinnerung, die außergewöhnlich charmante, ja leichte Atmosphäre, das Französische eben – das bei uns Deutschen vielleicht auch manchmal etwas romantisiert wird, was ich gern zugeben will angesichts alter und neuer zerstörerischer anarchistischer Ausbrüche in unserem Nachbarland. Aber wir – Michael Hofmann und ich - lieben nun mal den Charme, die Leichtigkeit, das Savoir vivre, die das Frankreichbild wesentlich prägen.

Und zu dieser Seite gehört eben auch die Kunst – natürlich, anknüpfend an das über den Film Gesagte, der französische Impressionismus, der sich oft Licht durchflutet und mit besonderem Fingerspitzengefühl für Materialien und Haut präsentiert. Das „Französische“ schlage eben auch in dieser Kunstströmung durch, die deutsche Variante erscheine ihm doch schwerer, meinte Michael Hofmann in unserem Gespräch. Wenn ich diesem besonderen Gefühl für Genuss und Lebensart nachspüren will, greife ich manchmal in mein Bücherregal. Hier steht unter anderem „Leben und Genießen im Frankreich der Impressionisten mit 100 Rezepten“ von Pamela Todd, in dem sich beispielsweise zauberhafte Stillleben von Renoir befinden, die einmal nichts anderes als silbrig glänzende Zwiebeln, ein anderes Mal Erdbeeren auf weißem Tischtuch zeigen.

... das Französische also! Allerdings ist Hofmanns (und auch mein) Interesse an der französischen bildenden Kunst natürlich nicht auf den Impressionismus beschränkt. Für das Schaffen des Künstlers war anderes prägend: die Protagonisten der Klassischen Moderne, was man am Schaffen Michael Hofmanns auch gut nachvollziehen kann. Die Farbkultur von Matisse, die Abstraktionen von Braque und besonders auch Léger waren schon Orientierungspunkte, als der Künstler deren Werke noch nicht im Original sehen konnte. Besonders früh etwa, erzählt er, hat ihn Léger berührt. Er war über Abbildungen auf dessen Betonglasfenster gestoßen und davon absolut begeistert. Der Gedanke: So etwas möchte ich auch einmal machen. Das war noch während des Studiums und Meisterschülerstudiums bei Gerhard Bondzin (1969 – 1974/1977 an der HfBK), mit dem er – nachdem geklärt war, dass aus ihm kein SED-Mitglied werden würde – ganz gut auskam. Und in dieser Ausbildungszeit ergab sich auch die Möglichkeit, diese Technik auszuprobieren. Es blieb aber nicht nur beim Ausprobieren.

Dank eines befreundeten Architekten konnte er in diesem Verfahren Glasfenster – das war damals ja etwas Besonderes – für die Katholische Pfarrei, die neu baute, in Gera-Lusan gestalten: eine Maximilian Kolbe gewidmete Kirche und eine Edith Stein gewidmete Hauskapelle. In abstrahierter Form widmete sich Michael Hofmann diesen Märtyrern, die im faschistischen KZ ihr Leben lassen mussten. Hier zeigt sich natürlich auch: Liebe zum Französischen und zur französischen Kunst heißt nicht auf zutiefst Ernsthaftes zu verzichten. Es folgten noch eine Reihe weiterer Aufträge im kirchlichen Umfeld: in Gera-Langenberg, in Schleiz, Halsbrücke oder Dresden-Kleinzschachwitz.

... heute nun geht es nicht um diese baugebundenen Arbeiten, wenn auch die Ausstellung zeitlich dahin zurückreicht, stammt doch das früheste der präsentierten Bilder, „Erzgebirgshäuser“, von 1975. Die heutige Präsentation ist bis zu einem gewissen Grad retrospektiv angelegt, zeigt Gemälde und Holzschnitte sowie ein Beispiel der Ende der 1990er/frühen 2000er Jahre ebenfalls entstandenen Werkstrecke von Collagen – „Das große Vogelbild“ von 1998.

Der Titel der Schau – „Das Lächeln der Landschaft“ – schlägt in gewissem Sinn noch einmal den Bogen zu meinen Eingangsgedanken. Er ist ganz adäquat der auf Freundlichkeit, Lebensfreude und Genuss gerichteten Lebenshaltung Michael Hofmanns. Das Ausstellungsmotto meint wohl, dass die Landschaft – daheim oder auf häufigen Reisen – dem Auge des Künstlers und seinem Gefühl sozusagen „entgegen kommt“ und er uns das wiederum vermitteln möchte, etwa mit seinem „Bauerngarten im Maggiatal“ (2019) oder dem „Blick über das Meißner Land (Winzerhof Golk)“ von 2022. Oft, dies sei noch bemerkt, ist auch in die Hofmannschen Interieurs mit ihren Aus- und Einblicken die Landschaft eingeschlossen. Schöne Beispiele sind etwa die Bilder „Der Traum der Isabelle“ von 2012 oder der „Blick in den Garten“ (2019).

Darüber hinaus platziert der Maler häufig üppige Stillleben, arrangiert auf Tisch oder Stuhl, in den Vordergrund von Landschaften und Interieurs. Auch wenn es vielleicht bald ein Gewitter gibt („Vor dem Gewitter. Portugal“, 2017), die Freude am Genuss soll man sich nicht nehmen lassen, wie der vorn im Bild drapierte Fisch und anderes Meeresgetier sowie die Früchte vermitteln. Und was wäre Meißen ohne Wein? Die wunderbare Aussicht auf die über der Elbe aufragende Burg lässt sich am besten bei einem Glas Wein genießen, wie das entsprechende Arrangement vorn rechts im Bild verspricht. Diese Bildstimmungen und auch die besonders in den jüngeren Werken verwendeten leuchtenden Farben (helles Grün, Lila, leuchtendes Rot, strahlendes Blau/Azurblau) – ein Beispiel ist die „Allee auf Rügen“ von 2022 - teilen die Freude am Gesehenen, Erlebten und am Malen mit.

Auch andere, sich wiederholende Besonderheiten entdeckt man: Oft fliegen großäugige, stilisierte Vögel - sie lassen ein wenig an Braque denken - am Bildhimmel, drinnen wie draußen („Vor dem Gewitter“ oder „Der Traum der Isabelle“). Andere lassen sich auch nieder, etwa auf dem „Marktplatz in Rapperswil“ (2019) Hier sind es aber eher Krähen, vielleicht auch Spatzen. Andernorts zieht, etwa am vorderen Bildrand, eine Schnecke ihre Spur. Und auf manchen Werken entfalten im Vordergrund zudem üppige Malvenstauden ihre prächtigen Blüten – selbst vor einem „Weißen Flügel“ (2008), aber auch im „Traum der Isabelle“ oder beim „Blick über das Meißner Land“. Hin und wieder streift eine Katze durch das Areal – ein Geschwister von Moritz oder eben der rotfellige Hauskater höchst selbst (beim „Blick in den Garten“, im Hof des „Mühlhauses“ von 2017 und auch – hier sind besonders viele der beschriebenen Elemente vereint - im „Traum der Isabelle“). Manche der Bildsequenzen wirken idyllisch, erzählen von Wohlfühlen. Gleichwohl würde ich nicht von Idylle bei Hofmanns Bildern sprechen – eher von leiser, liebevoller Ironie, die diese Elemente in die Komposition tragen. Ob, wie in der älteren Kunst, diesen auch ein Symbolwert zukommt, sei dahin gestellt. Aber dass Michael Hofmann sich die Freiheit nimmt, Genuss und Lebensfreude zu empfinden und zu vermitteln, steht wohl außer Frage.

Bemerken möchte ich noch zwei Dinge: Im Duktus sind sich die Arbeiten aller Phasen durchaus nah, wenngleich die vor 1989 entstandenen Werke in ihrer Flächigkeit teils expressiver erscheinen, vielleicht näher an Schmidt-Rottluff („Erzgebirgshäuser“) denn Braque. Mit der Zeit, vielleicht auch unter Einfluss der gesehenen Architektur in alten italienischen Städten, ist das kubistische Element stärker geworden. Eins der jüngsten und deutlichsten  Beispiele ist das Bild von „Siena“ von 2022.

Die Farben der früheren Werke wiederum sind wohl etwas gedämpfter. Möglicherweise liegt dies auch an den damaligen Farben. Und außerdem hatte Michael Hofmann dazumal noch nicht das Licht der Mittelmeerregion genießen können. Damals war es vor allem die heimatliche Landschaft, der er sich widmete – nicht zuletzt Örtlichkeiten im Erzgebirge, was ja für einen gebürtigen Chemnitzer nichts Außergewöhnliches ist. Aber auch Dresden bot ihm über die Jahre immer wieder Motive. Man spürt: es ist seine Stadt! (Auch wenn er in Radebeul lebt). Diese Dresden-Stimmung schlug sich nicht zuletzt in zwei großen Tafelbildern nieder, die er zu Beginn der 1990er Jahre für ein Containerschiff im Auftrag von Hapag Lloyd schuf.

Was den gewissen Wechsel in der Erscheinungsweise der Bilder Michael Hofmanns angeht, möchte ich noch auf  einen Umstand hinweisen: Der Künstler wechselt periodisch zwischen Schaffenskapiteln: Wenn er malt, malt er. Wenn er ins Holz arbeitet, macht er Holzschnitt oder (früher) auch Collagen. Diese jeweils längeren Perioden bedeuten immer wieder kleine Neuansätze und zeitigen so auch manchmal gewisse formale Unterschiede. Aufgefallen ist mir das besonders bei der Malerei, wo der Grad der Expressivität oder auch der Abstraktion verschieden sein können, ebenso Linearität und Flächigkeit mal mehr, mal weniger hervorstechen.

... natürlich kann ich in meiner Rede nicht die Holzschnitte auslassen, von denen hier eine Auswahl gezeigt wird. Auch in diesem Arbeitsfeld spielt das Landschaftliche eine Rolle, hat  Michael Hofmann wie in der Malerei als Reisender Gewicht. Das andere Feld ist  die Menschendarstellung, was ja auch die angebotene Vorzugsgrafik „Annäherung“ in ihren beiden Varianten unterstreicht. Wie in der Malerei drückt das Genießerische und Spielerische den Farbholzschnitten seinen Stempel auf, manchmal vielleicht sogar in höherem Maße. Artisten, Musiker, Akte, Köpfe und Porträts, Adaptionen von Gemälden Alter Meister, etwa von Cranachs Frauenbildnissen, biblische und antike Themen und vieles mehr. Nicht alles davon ist selbstverständlich in der Ausstellung zu sehen. Aber eins darf nicht fehlen: der Meister höchst selbst mit Kater Moritz (einem Vorgänger des heutigen).

Auffallend ist, dass im Laufe der Jahre die Formen zunehmend schwingender geworden sind. Und meist verlassen diese an der einen oder anderen Stelle auch das Bildgeviert, etwa indem Haare oder Hüte „eigene Wege“ gehen, Fühler, Beine beziehungsweise Schwänze einbezogener Tiere hervorragen. Manchmal entdeckt man auch eine züngelnde Schlange – diesmal zugleich auf dem Bild „Unnahbar“ (2022).  Hinter allem stehen eine fast ausufernd anmutende Phantasie und entsprechender bildnerischer Witz. Das ist umso bemerkenswerter, weil eine ausgefeilte Beherrschung der durchaus komplizierten, weil Vorausdenken verlangenden Technik der „verlorenen“ Form unbedingte Voraussetzung ist. Für den Sammler besonders reizvoll: Dank dieser Technik haben die Holzschnitte von Michael Hofmann nur kleine Auflagen, mitunter sogar unikalen Charakter, der beispielsweise durch Farbwechsel entstehen kann oder auch durch Richtungsänderung der beteiligten Druckstöcke (Vorzugsgrafik „Annäherung“, die in zwei Varianten vorliegt).

Natürlich hat sich auch die Holzschnittkunst Michael Hofmanns entwickelt. Wirken die früheren Arbeiten – der Künstler hat sich der Technik der „verlorenen“ Form schon seit dem Studium bedient - noch relativ streng und deutlich holzschnitthaft (siehe die beiden frühen hier gezeigten Beispiele), so sind die jüngeren mitunter nur bei genauerem Hinsehen damit in Verbindung zu bringen. Auf diesem Feld hat der Künstler eine Entwicklung vollzogen, die ihm wohl ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal beschert. Gleichwohl habe ich neulich beim Betrachten mancher dieser Werke gedacht, dass er vielleicht hin und wieder ein wenig Grieshaber verwandt ist, der ja teils auch etwas Schelmisches an sich hatte. Natürlich ist das nur ein flüchtiger Gedanke. Aber das ist ja das Schöne: Wenn beim Betrachten von Kunst die Gedanken angeregt werden, auf Wanderschaft zu gehen.

 

Meine Damen und Herren,

Wandern Sie also nun durch die Ausstellung, das „Lächeln der Landschaft“!