Alltagsrausch zum Schneetreiben: zur Vernissage der Ausstellung von Mirjam Moritz bei art+form

Die erste Vernissage 2019 bei art+form fand unter Schneetreiben statt. Dennoch – oder gerade deshalb? – war die Eröffnung der Ausstellung „Alltagsrausch“ der Künstlerin Mirjam Moritz gut besucht. Es gab große Gefühle, lautes Getrommel und filigrane Kunst zu erleben. Ein Bericht.

Silke Wagler, Galerieleiterin Sybille Nütt und Mirjam Moritz (v.l.n.r.) im angeregten Gespräch.
Am Freitag vor jeder Vernissage beginnen in der Ladengalerie art+form viele fleißige Hände die Wände zu leeren. Für die erste Vernissage des Jahres sind das die Wandkalender und Artikel aus der vorigen Reduziertaktion. All die vielen kleinen, großen und vor allem bunten Dinge müssen nun den Kunstwerken der neuen Ausstellung weichen. Am Samstag erreicht die Emsigkeit ihren Höhepunkt. An den leeren Wänden werden nunmehr nach vorheriger Planung die Bilder arrangiert. Am Abend wird alles bereitgestellt für den kommenden, großen Tag.

Und der begann am 3. Februar 2019 in Dresden mit einem nebligen Dunst. Der Sonntagmorgen hätte als Kulisse für den Horrorklassiker „Silent Hill“ dienen können. Doch was am Nachmittag stattfand, erinnerte mehr an „Day After Tomorrow“. Der Winter hatte seinen Weg in die sächsische Residenzstadt doch noch gefunden und erfreute mehr oder weniger mit seiner weißen Pracht. Was da an dicken Flocken sanft vom Himmel fiel, sollen insgesamt sechsundzwanzig Zentimeter gewesen sein. Die tatsächlich liegen blieben.

 

Intimität und Intensität – kleines Format und Reichtum am Detail

Doch das schreckte die Besucher der Vernissage „Alltagsrausch“ nicht. Mutig trauten sie sich kurz vor 17 Uhr aus der Tür, trotzten dem Schnee und waren pünktlich zur Eröffnungsveranstaltung an der Bautzner Straße 11. Silke Wagler, Leiterin des Kunstfonds der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, stellte im Dialog mit der anwesenden Künstlerin Mirjam Moritz deren Werk vor. Während Matthias Macht am Schlagzeug halb improvisierte und dabei den Raum samt Dekoration mit einbezog.

Die Besucher kamen durch das Schneetreiben zum Alltagsrausch.
Die perfekte Einstimmung auf die ausgestellten 82 Kunstwerke, mehrheitlich Monotypien. Bei dieser historischen Maltechnik entstehen stets Unikate, also Einzelstücke. Die ausgebildete Restauratorin Mirjam Moritz walzt eine Glas- oder Metallplatte zunächst mit einer speziell für dieses Verfahren hergestellten Paste ein. Anschließend wird ein sehr dünnes Japanpapier darauf gelegt. Schließlich malt sie das Motiv spiegelverkehrt auf das Papier. Zum Schluss wird die Monotypie von der Platte gelöst und umgedreht. Spannende Akzente kann sie danach mit Tusche und Farbe setzen.

„Ich hatte Zeit, den Duft und die Farben der Jahreszeiten in mir aufzunehmen. Vieles, was ich heute als wichtig erachte, wurzelt in diesen Tagen und wächst weiter in dem, was ich heute erlebe und gestalte.“

Das sagt Mirjam Moritz über ihre Kindheit in Garten und Gärtnerei des Großvaters, der ihr von klein auf als Inspirationsquelle diente. Heute bezeichnet sie sich gerne als gärtnernde Malerin. Stets sind es die Alltagsgegenstände um sie, die sie mit ihrer Kunst zum Atmen bringt. Gemeinsam mit der Klangkunst bei der Vernissage war das sonntägliche Erlebnis – inmitten der großen, weichen, tanzenden Schneeflocken – ein… ja… ein wahrer „Alltagsrausch“.


Den „Alltagsrausch“ selbst erleben können Sie bis zum 21. März 2019 in der Ladengalerie art+form an der Bautzner Straße 11 in Dresden.
Weitere Informationen: Vita Mirjam Moritz | Ausstellungsliste | Virtuelle Ausstellung

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